Weltfest 2014
28. Aachener Weltfest, 30. August 2014
30 Jahre Eine Welt Forum
Aus Verantwortung Visionen wagen
In unserem Lande haben Visionen in der Tagespolitik eine schlechte Presse. Visionen sind den regierenden selbst ernannten Realisten suspekt. Und dies in einer Zeit, wo globale Gefährdungen eine Realität sind, aus denen diese Realisten kaum praktikable Auswege bieten. Die effiziente PR der profitgetriebenen Finanz- und Wirtschaftswelt ihrerseits benutzt das Wort „Vision“ geschickt für ihre Zwecke.
Für das Eine Welt Forum Aachen geht es um Anderes: Wir verstehen Visionen als Denk-Anstösse, als Perspektiven und Orientierungen auf Ziele hin, die so konkret formuliert werden können, dass sie Denken-zur-Machbarkeit eröffnen. Und dies gegen die Herrschaft der globalen Konkurrenzgesellschaft mit ihrer radikalen Ausbeutung von Mensch und Natur, gegen die kurzsichtige Verfolgung individuellen Gewinnes. Wir erkennen solche Visionen als notwendig. Wir handeln in der Gewissheit, dass Visionen, wenn sie nur begründet entwickelt und engagiert verfolgt werden, not-wendig werden können. Mit Martin Luther King haben wir diese Zuversicht, wagen unsere Vision: We have that dream, we live that dream. Wir wissen, unsere Überzeugung, dass Visionen not-wendig sein können, ist durchaus kontrovers, doch wir kennen die Kraft der Vision. Je kritischer die soziale und ökologische Situation unserer Welt wird, umso mehr kommt es darauf an, dass solche Visionen gedacht, vorbereitet und in unsere Wirklichkeit eingebracht werden.
Vor drei Jahrzehnten sind die Gründungseltern des Eine Welt, damals Dritte Welt, Forum Aachen mit Visionen angetreten. Bis heute gehört dazu der Auftrag, über die Arme Welt und die Dritte Welt zu informieren, so Bewusstseinsbildung zu betreiben und Menschen zu helfen suchen. Ein erster Schritt auf diesem Wege war ein Zusammenschluss entwicklungspolitischer Initiativen und Gruppen der Region im heutigen Eine Welt Forum Aachen e.V. So entwickelte sich unsere Praxis der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit: sowohl, in Aachen selbst, mit Menschen aus instabilen und armen Ländern, die zu uns flüchten, als auch, von Aachen aus, mit Menschen, die in ihrer Heimat Gefährdungen ausgesetzt sind. Gegenseitiges Lernen und fruchtbare Zusammenarbeit entwickelten sich.
Wir wissen heute: Die Ziele von damals, die Visionen, gelten für uns unvermindert und dürfen nicht aufgegeben werden. Ja, es gibt weiterhin Ungerechtigkeit in globaler Dimension, es gibt zu wenige Erfolge der so genannten Entwicklungszusammenarbeit. Auch sind die Möglichkeiten des Eine Welt Forum Aachen sehr begrenzt, jedoch im lokalen Kontext nicht unbeträchtlich. Ja, unsere heutige Welt und Umwelt haben seit der Dekolonisation vor einem halben Jahrhundert kaum grundlegende Verbesserungen hin zur globalen Solidarität und zur allgemeinen Lebensqualität erlebt. Gerade deshalb ist der Widerstand gegen soziale Verelendung und Zerstörung menschengerechter Lebensformen notwendiger denn je. Dies gilt lokal, national, global. Der 14. Entwicklungspolitische Bericht der Bundesregierung von 2013 hält dazu fest: „Die Einteilung der Welt in eine arme Südhalbkugel und eine reiche Nordhalbkugel hat sich endgültig überlebt.“
So wird das Eine Welt Forum Aachen seinen hoffnungsvoll erfolgreichen Weg, der ihm vor 30 Jahren als Vision aufgetragen wurde, weiter verfolgen.
Dreissig Jahre entwicklungspolitische Arbeit in Aachen und zumindest kleine Erfolge … Die Grundidee für die Programmgestaltung unseres Jubiläums 2014 lautet: Menschen, die vor etwa 30 Jahren in entwicklungspolitischer Absicht in Aachen und aus Aachen heraus gehandelt haben, berichten von ihren Erfahrungen und Erinnerungen und führen in die frühe Zeit in Aachen zurück.
So lassen sich im Vergleich Unterschiede und Gemeinsamkeiten erkennen, aus denen Lehren für heute und morgen gezogen werden können. Vergangenheit und Gegenwart kritisch für die Zukunft auszuwerten, das ist die eine Säule der Jubiläumsveranstaltung. Die andere Säule wendet sich an die Menschen, die unsere Zukunft bestimmen können: Wir alle sind heute aufgerufen, in der aktuellen Situation konkrete Visionen auszumachen, zu entwickeln und deren erste Schritte vorzubereiten. Das geht nur zusammen mit jungen Menschen.
So bietet das Jubiläum Möglichkeiten für deutsche Jugendliche zusammen mit Jugendlichen, deren Familien aus der Gefährdung ihrer Heimat zu uns geflüchtet sind, ihren persönlichen Hoffnungen, Zielen und Visionen Ausdruck zu verleihen. Dies wird geschieht in den Kulturformen Musik, Tanz, bildende Kunst und Wortkunst, und zwar zeitgemäss und altersgemäss in einem Format, das auch Performance oder Mitmach-Erlebnis sein kann. Mit-Machen zum Dabei-Bleiben: denn es geht ja im August 2014 nicht nur um die einmalige Veranstaltung als Jubiläumsbeitrag, sondern um die weiter geltende Initiative, junge Menschen für die Arbeit des Eine Welt Forum zu interessieren. Gemeinsam engagieren wir uns für Visionen, aus denen Realität erwachsen kann.
Dem Eine Welt Aachen bietet sich so eine Chance: es gilt, sie zu erkennen, zu nutzen, also unsere Vision zu wagen.