Corona & Globaler Süden: Die Lage in Brasilien am Beispiel des Centro Educacional Comunitário Educar para Libertar (CECEL)
Das Centro Educacional Comunitário Educar para Libertar (CECEL) in Mangueira in der Nähe von Salvador wird von der Eine Welt AG des Cusanus-Gymnasiums in Erkelenz seit ca. 1995 finanziell und ideell unterstützt. Zudem haben bereits mehrfach Freiwillige nach ihrem Abitur dort ein soziales Jahr absolviert. Der nachfolgende Bericht über die Folgen des Corona-Virus für Brasilien und insbesondere für das Centro basiert auf dem halbjährlich erscheinenden Newsletter des CECEL „Olá de Mangueira“.
Das Centro sieht seine vorrangige Aufgabe darin, die Lebensqualität, aber auch die Lebenschancen, der Kinder und Jugendlichen aus der Favela sowie deren Eltern zu erhöhen. In ihrem Bildungszentrum führen die Mitarbeiter:innen eine regelmäßige Hausaufgabenbetreuung durch, so dass sich die Chancen der Kinder und Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt durch einen Schulabschluss verbessern. In Workshops vermitteln sie ihnen außerdem das notwendige Wissen, damit sie beispielsweise den gewachsenen technologischen Anforderungen gerecht werden können. Die jungen Menschen sollen auf diese Weise zu einem selbständigen und abgesicherten Leben befähigt und gleichzeitig ermutigt werden, „sich der Werte, der Ethik und der Moral [ihrer Gesellschaft] bewusst zu werden.“ Wichtig ist deshalb auch, die Fähigkeiten und die Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen zu berücksichtigen, indem diese in die Ausgestaltung der Projekte und der Arbeit einbezogen werden.
Ein weiterer Baustein ist die dem Centro angegliederte Gesundheitsstation. In ihr werden nicht nur akute Krankheiten der Bewohner der Favela behandelt, ebenso ist die präventive Gesundheitsfürsorge Teil dieser Arbeit. Im Blickfeld steht dabei vor allem die Gesundheit der Kinder, die am Schulprogramm teilnehmen.
Ergänzend bietet das Centro vielfältige kulturelle, künstlerische, sportliche Angebote, die den Kindern und Jugendlichen eine abwechslungsreiche und sinnvolle Freizeitgestaltung ermöglichen, um sie „von der Straße“ zu holen. In einer Fußballschule werden nicht nur ihre fußballerischen Fähigkeiten gefördert, sondern auch ihr Zusammenhalt und ihre Freundschaft. Für eher künstlerisch oder kulturell interessierte Jugendliche werden kleine Theaterstücke, Lieder oder Tänze eingeübt, die sie ihren Eltern und Geschwistern im Rahmen von „Abendprogrammen“ vorführen. Auf diese Weise wird spielerisch zugleich ihr Bewusstsein für die eigene kulturelle Identität gestärkt, aber auch dasjenige für die kulturelle Vielfalt geweckt.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben Brasilien in ganz besonderer Weise betroffen: So waren Anfang März 2021 nahezu elf Millionen Brasilianer:innen zwischenzeitlich an Corona erkrankt und 250 Tausend Menschen im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion verstorben, immerhin 10% aller weltweiten Corona-Todesfälle. Nicht nur die unverantwortliche, da die Pandemie leugnende und verharmlosende, Politik des brasilianischen Präsidenten hat diese Entwicklung zu verantworten. Der Corona-Virus traf mit Brasilien ein Land, welches – wie so viele andere Länder des Globalen Südens – unter massiven ökonomischen, sozioökonomischen und sozialen Disparitäten leidet. Diese wirken als Katalysator und tragen zur beschleunigten Verbreitung des Virus bei – vor allem unter den Millionen Brasilianer:innen, die schon unter „normalen“ Verhältnissen in prekärer Armut leben.
Auch wenn es nur wenige Maßnahmen waren, die ergriffen wurden, wie z.B. eine Ausgangsbeschränkung oder ein Kontaktverbot, treffen diese dennoch die Arbeit des CECEL ganz massiv. Da sich das Centro selbstverständlich an die staatlichen Vorgaben hält, muss es zurzeit viele seiner Aktivitäten gänzlich einstellen oder in reduziertem Umfang anbieten. Dennoch arbeitet das Team von zuhause aus weiter, entwickelt Ideen für Aktivitäten nach Corona und versucht über das Internet, den Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen und ihren Familien zu halten und zu stärken. Ein positiver Nebeneffekt dessen ist, dass auf diese Weise auch alle Mitarbeiter:innen weiter unterstützt werden.
Die schulische Betreuung der Kinder und Jugendlichen versucht das Centro insoweit aufrecht zu erhalten, als dass diese weiterhin Aufgaben von ihren Betreuer:innen erhalten, die sie zu Hause bearbeiten müssen, wenn möglich virtuell. Ergänzt wird dieses Angebot durch eigens aufgenommene Lehrvideos sowie durch eigens erstellte Materialien, die das Lernen der Kinder unterstützen sollen. Auch die Eltern werden – soweit möglich – um Unterstützung gebeten, da dies als wichtig für den Lernerfolg angesehen wird. Durch diese Maßnahmen sollen im pädagogischen Bereich die negativen Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf den Lernprozess der Kinder solange minimiert werden, bis wieder eine normale pädagogische Betreuung möglich sein wird.
Auch die Arbeit der Fußballschule musste weitgehend eingestellt werden. Die Kinder können jedoch mit Fußbällen, die das Centro zur Verfügung stellt, einzeln weiter trainieren, und – unter Einhaltung der Distanzregeln – findet das taktische Training in stark verkleinerten Gruppen statt. Dies ist den Betreuer:innen wichtig, damit das Fußballspiel auch weiterhin seine sozial-integrative Wirkung entfalten kann.
Da viele Eltern in Folge der Maßnahmen Schwierigkeiten haben, ihre Familien zu ernähren, ist es dem Centro in Zusammenarbeit mit den Gemeinschaftsschulen und der Stadt Salvador gelungen, „Grundnahrungsmittelkörbe“ zusammenzustellen, die an die Familien des Projektes verteilt werden, um die negativen sozialen Auswirkungen des Virus ein wenig zu lindern. Durch den Einsatz der Jugendlichen gelang es sogar, Sponsoren für zusätzliche Körbe zu finden, so dass weiteren vierzig Familien geholfen werden konnte.
Leider muss die präventive Tätigkeit des Gesundheitszentrum aufgrund eines städtischen Erlasses, der nur noch die wichtigsten Dienstleistungen erlaubt, ebenfalls pausieren. Die Mitarbeiter:innen haben nach möglichen Alternativen gesucht, um den Familien weiterhin ihre Unterstützung zu bieten. Neben Treffen mit den örtlichen Gesundheitsbehörden, um sich über die aktuelle Corona-Situation und mögliche Konsequenzen auszutauschen, hatte man die Idee, Verbandskästen für diejenigen Personen zusammenzustellen, die ihren Verband zu Hause wechseln können.
Um sich solidarisch mit den Menschen in Brasilien zu zeigen und das Centro bei seiner Arbeit zu unterstützen, hat die Eine Welt AG des Cusanus-Gymnasiums beschlossen, in diesem Jahr eine Spendensammlung zur Finanzierung weiterer Verbandskästen durchzuführen. In diesem Zusammenhang sollen dann zugleich die Auswirkungen des Corona-Virus auf die medizinische Versorgung der Menschen in den Ländern des Globalen Südens, exemplarisch am Beispiel Brasilien, thematisiert werden.
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