Corona & Globaler Süden: Bericht von DISHA über die Situation in Indien
Wie insgesamt auf der Welt, ist auch Indien von der Corona-Pandemie schwer betroffen.
Es wird vermutet, dass eine Reisegruppe aus Europa das Virus ins Land eingeschleppt hat. Dass das Virus sich später in Indien als in Europa verbreitete, war in gewisser Weise ein Glück im Unglück. Die vielen im Ausland lebenden Inder haben ihre Familien, Verwandten und Freunde in Indien informiert, vorgewarnt und vorbereitet. Da das soziale Miteinander in Indien ganz anders als in den westlichen Ländern ist, war für viele das Abstandhalten (social distance) unvorstellbar.
Ende März 2020 begann in Indien einer der strengstens Lockdowns der Geschichte mit Ausgangssperre, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Laut Erzählungen und Berichten von im Ausland lebenden Indern und deren Familien ist die Situation je nach indischem Bundesland anders.
Im Bundesland Punjab, im Nordwesten Indiens, wo unsere Partnerschulen sind, ist die Situation nicht so schlimm wie in den Megastädten und Metropolen wie Mumbai, Chennai, Kolkata oder Neu-Delhi, wo Hygiene und Abstand halten, vor allem in den Slums, ein Luxus ist.
Am Anfang der Pandemie hat unsere Partnerlehrerin aus Indien berichtet, dass die Schulen geschlossen sind und Unterricht online stattfindet. Die Abschlussprüfungen am Ende des Schuljahres wurden abgesagt und die Schüler wurden anhand der Leistungen des abgelaufenen Schuljahres benotet.
Die Lebensmittelversorgung war und ist in dieser Region kein Problem gewesen. Die örtliche Verwaltung hat eine Hotline für Bürger eingerichtet und laut Berichten aus Indien funktioniert das gut. Auch private Initiativen und Prominente haben viel gespendet und geholfen.
In den Metropolen aber brach Chaos aus, als die Tagelöhner, die von heute auf morgen arbeitslos wurden, ihren Fussmarsch antraten, um in ihre Herkunftsorte zu kommen.
Nach drei Monaten Lockdown ist die Wirtschaft stark betroffen und viele Eltern haben jetzt kein Geld, um ihre Kinder für das neue Schuljahr anzumelden, berichtet die Partnerlehrerin aus Indien.
Nach dem mehrmonatigen landesweiten Lockdown von Ende März bis Anfang Juni wurde der Lockdown aufgrund ökonomischer Erwägungen seit dem 8. Juni teilweise aufgehoben. Allerdings beschleunigt sich das Corona-Ausbruchsgeschehen in Indien seitdem rasant, weshalb der Lockdown je nach lokalen Entwicklungen in einigen Gegenden bereits wieder eingeführt wurde (z.B. Chennai). Allerdings variiert das Ausbruchsgeschehen regional noch immer stark, weshalb sich auch die Maßnahmen zur Eindämmung weiterhin immer noch je nach Region unterscheiden.
In einem bevölkerungsdichten Land wie Indien, wo das Leben hauptsächlich draußen stattfindet, gestaltet sich das Leben im Lockdown als sehr schwierig. Die Folgen der Pandemie und der Situation in den südlichen Ländern sind in den westlichen Ländern kaum vorstellbar. In dieser Situation wären Solidarität und Verantwortung des Westens sehr wünschenswert.
Die WHO veröffentlicht regelmäßig Berichte zur Situation in Indien (https://www.who.int/india/emergencies/india-situation-report).